Die Metaphysik der Objektwelt

Daniel Lahaii zu Gast im Studio Royen

Von Denise Steger
11.8.2013

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Ein engagierter Künstler, ein leer stehendes Schulgebäude und ein der Kunst aufgeschlossener Bürgermeister reichen aus, um, hoch über dem Rhein in der Ortsgemeinde Vettelschoß, weltweit angesehene Kunst „aufblühen“ zu lassen. Bereits im fünften Jahr bietet der in Köln ansässige Künstler Michael Royen hier seinen geschätzten Kollegen eine Ausstellungsplattform der ganz besonderen, individuellen Art. Zurzeit ist der Basler Künstler Daniel Lahaii mit drei C-Print, bzw. Fotodruckserien zu Gast, die dem Betrachter Rätsel aufgeben. Angesichts der blitzschnellen Gehirnleistung, Unbekanntes mit Bekanntem abzugleichen und einzuordnen, ist das, was man glaubt zu sehen, noch lange nicht das, was es ist. Daniel Lahaii entwickelt formschöne „Geräte“, aber keine realen, sondern ausschließlich virtuelle. 

Diese Geräte haben alle eine besondere crèmefarbene Melamin-Oberfläche gemeinsam, eine Farbe, die auf Schweizer Küchengeräte im Stil der 40er/50er Jahre verweist, in eine Zeit, wo das Greifbare, die funktionstüchtige und in ansprechendem Design entwickelte Haushalts-Maschine, Synonym war für Modernität, Fortschritt und Verlässlichkeit. Daniel Lahaiis digitale Skulpturen täuschen etwas vor, was nicht mehr ist, lassen eine längst vergangene Ära virtuell fortleben und eröffnen damit einen Sehnsuchtsraum – eine Verlängerung des analogen Zeitalters mit digitalen Mitteln. Die Werkstatt des Künstlers, durchaus inspiriert von realen Geräten, die er mit Leidenschaft von Flohmärkten zusammengetragen hat, ist ein 3-D-Programm, mit dessen mathematischen Berechnungen er materialkundig und detailgenau nach seinem geheimen Bauplan jeden Apparat seiner Vorstellung erschaffen kann, und nicht nur das, die genau platzierten Schattenwürfe vermitteln noch einmal den Gedanken an ein real fotografiertes Objekt – erst beim Blick aus der Nähe erkennt man, und dies ist vom Künstler auf seinen C-Prints auch so gewollt, dass das virtuell animierte Gerät ein Computererzeugnis ist.

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Die zweite Serie, „Pets“ sind dagegen Fotografien realer Gegenstände, Verpackungseinheiten für Frischwaren. Das Bild eines Pets verweist nicht nur auf das Produkt, für das es eine Schale war und dem Nutzer Nahrung gespendet hat, es hat auch spezifische rhythmisierte Strukturen und eine mehr oder weniger oszillierende Farbigkeit – ein Muster, manchmal durchsetzt von Flüssigkeitsresten oder mit anhaftenden Überbleibseln. In der Fotografie ist es als „Pet“ auf den ersten Blick gar nicht mehr zu erkennen. Daniel Lahaii verwandelt die profane Verpackung in ein Bild, das den ästhetischen Kriterien der modernen Bildgestaltung entspricht.

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Die dritte Serie zeigt in 20facher Vergrößerung Köpfe von kleinsten Spielzeug-Püppchen. Die Fotos verstören, lassen die im Kleinen nicht zu bemerkende Mangelhaftigkeit der Ausführung in voller Größe deutlich werden, ein Heraufzerren in die Dimension der Entlarvung: Deformierungen, nur halb ausgeführte Sinnesorgane  oder schlecht eingesetzte Glasaugen…. Die Gesichter wirken geschunden, teilweise unheimlich – auch wenn es nur Puppen sind, so lassen sie den Betrachter nicht kalt. Bekommen Gegenstände durch die Kunst eine Seele? Natürlich kann man diese Arbeiten auch als Spiel mit der, was auch die Filmbranche häufig zum Thema hat, heimlichen Lust des Betrachters, „Unheimliches“ entdecken zu wollen, interpretieren. – auf jeden Fall gelingt Daniel Lahaii mit seines Fotos, den Betrachter gekonnt zu verunsichern.

www.lahaii.ch

STUDIO MICHAEL ROYEN
Ausstellung vom 3. – 31. August 2013

Willscheider Weg 2
53560 Vettelschß

Öffnungszeiten: Samstag/Sonntag, 14-17 Uhr, Donnerstag 14-18 Uhr
sowie nach Vereinbarung
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Tel. 0221 132 744
Mobil: 0170 9029454

 

 

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