Landschaften und Portraits aus öffentlichen und privaten Sammlungen
Von Bernd Willscheid
21. Mai 2017
Der 2005 verstorbene Landschafts- und Portraitmaler Karl Bruchhäuser, der zu den bekanntesten Künstlern am Mittelrhein in den Nachkriegsjahrzehnten zählt, wurde vor 100 Jahren, am 20. April 1917, geboren. Zu diesem Anlass präsentiert das Roentgen-Museum Neuwied eine Ausstellung mit zahlreichen Landschaftsgemälden und Portraits aus öffentlichen und privaten Sammlungen.
Der am 20. April 1917 in Dudenhofen/Odenwald geborene, in Dausenau an der Lahn aufgewachsene Karl Bruchhäuser besuchte 1936-38 die Kunstakademie in Düsseldorf. Als Soldat nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und kam in amerikanische, dann englische Gefangenschaft. Seit 1946 lebte er in Neuwied, wo sein Vater Landrat wurde. Dort heiratete er 1951 seine erste Ehefrau, die Kunsterzieherin und Grafikerin Elisabeth Gerhards.
Zu dieser Zeit wendete Karl Bruchhäuser sich verstärkt der Ölmalerei, meist in Braun- oder Grüntönen, zu. Seine Vorbilder waren Maler wie John Constable, Adolph von Menzel, Wilhelm Leibl und Lovis Corinth. Bruchhäuser zählte zu den führenden Malern der Mittelrheinregion. Er war Gründungsmitglied des „Mittelrheinischen Künstlerverbandes“, nach dessen Auflösung der „Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein“ (AKM) und des „Berufsverbandes Bildender Künstler Rheinland-Pfalz“ (BBK). 1948 veröffentlichte er sein „Manifest an die Kunstschaffenden“, in dem er seine Position als Maler des Gegenständlichen darlegte und sich bewusst vom Weg der abstrakten Moderne abkehrte.
Karl Bruchhäuser, Rheinpromenade bei Rhens, 1965, Öl auf Hartfaser, Privatsammlung
1954 erhielt er ein Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz zur Teilnahme an der „Internationalen Sommerakademie“ in Salzburg, wo er Unterricht bei Oskar Kokoschka erhielt. Kokoschka förderte bei seinen Schülern ein intuitives Malen im Gegensatz zum kontrollierten Malen und bestätigte Karl Bruchhäuser als „hervorragend talentiert und starke Persönlichkeit“. Weitere Studienaufenthalte in Salzburg erfolgten 1956 und 1958. Geprägt von Kokoschkas „Schule des Sehens“ wurden Bruchhäusers Werke freier und farbiger.
Mit seiner Ehefrau und mit dem Künstlerfreund Hanns Altmeier unternahm er mehrere Studienreisen in den Tessin, nach Italien und Südfrankreich. Die dortigen Landschaften, aber auch zahlreiche Rheinansichten hat er, mit hellen Farbtönen und mit festem Strich die Umrisse betonend, in Öl, Aquarell und Pastell wiedergegeben.
Intragua/Tessin, 1950er Jahre, Kreide, Privatsammlung
1961 zog Karl Bruchhäuser mit seiner späteren zweiten Ehefrau Ute Rohde nach Grundlsee in der Steiermark. Die österreichische Bergwelt war bis 1964 seine neue Heimat. Es entstanden expressive Werke, überwiegend mit Aquarell- und Plakafarben auf Papier, die mit ihren leuchtenden Farben zu seinen besten Landschaftsbildern gezählt werden können.
Kroppacher Schweiz, 1972, Öl auf Leinwand, Kunstsammlung der Sparkasse Neuwied
1964 ließ er sich als freischaffender Maler mit seiner zweiten Ehefrau und seinen vier Söhnen, darunter der heute bekannte Koblenzer Maler Andreas Bruchhäuser, im Westerwald nieder und bezog einen ehemaligen Bauernhof, den sogenannten Bruchhäuserhof. Die berankte Hausfassade, die Pflanzen im Hof und Garten, das Backhaus werden beliebte Motive. Es entstanden zahlreiche Westerwaldlandschaften mit Abendstimmung, im Frühling oder im Winter, die er in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland ausstellte. Auch erhielt er mehrere Kunstpreise. Umweltpolitisch engagierte er sich in den 1980er Jahren kurze Zeit bei den „Grünen“.
Rheinlandschaft bei St. Goar, Öl auf Hartfaser, Privatsammlung
Neben der Landschaftsmalerei ist Bruchhäuser auch als Portraitmaler bekannt. Vor allem viele Prominente, nicht nur der heimischen Region, ließen sich von ihm portraitieren. Die Gestaltung der Augen und der Mundpartie war ihm wichtig. Die Charakterzüge und die Befindlichkeit der dargestellten Person kommen auf seinen Werken zum Ausdruck.
Karl Bruchhäuser, Selbstbildnis, 1950, Öl auf Hartfaser, Privatsammlung
Im Alter von 88 Jahren verstarb Karl Bruchhäuser am 13. Oktober 2005 im Krankenhaus in Dierdorf. 2008 entstand die Bruchhäuser Stiftung, die seit 2010 im Haus Neitzert in Steimel, dem Nachbarort von Woldert zahlreiche Werke des Künstlers der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Rapsfelder im Westerwald, 1993, Öl auf Leinwand, Kunstsammlung der Sparkasse Neuwied
Die Ausstellung im Roentgen-Museum Neuwied anlässlich des 100. Geburtstages gibt einen Einblick in das umfangreiche Kunstschaffen Karl Bruchhäusers. Präsentiert werden rund 60 Werke, hierunter Gemälde mit Landschaften vom Rhein und Westerwald sowie aus Österreich, aber auch Portraits von Persönlichkeiten der Mittelrheinregion. Zu den Leihgebern der Ausstellung zählen das Land Rheinland-Pfalz, das Mittelrhein-Museum Koblenz, die Sparkasse Neuwied, die StadtGalerie und der Landkreis Neuwied sowie private Sammler.
Karl Bruchhäuser, Abtei Rommersdorf, Öl auf Leinwand, Privatsammlung
Quellen:
Frances Elisabeth de Schrevel: Karl Bruchhäuser – Begegnungen. Hrsg. Vom Landkreis Neuwied, Neuwied 1998
Frances Elisabeth de Schrevel: Anmerkungen zu Karl Bruchhäuser – Leben und Werk. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Neuwied 1998
Roentgen-Museum Neuwied
02.04. - 04.06.2017
Begleitveranstaltung
Vortrag von Dr. Christina Runkel-Horre: "Die (Ohn)macht der Bilder - Möglichkeiten und Misserfolge auf dem Weg der Kunst nach 1945".
Donnerstag, 01. Juni 2017, 18.30 Uhr
Raiffeisenplatz 1a (Nähe Bahnhof), 56564 Neuwied
Tel.: 02631 – 803 379
Fax: 02631 – 80393606
www.roentgen-museum-neuwied.de
Verkehrsverbindung
Etwa 2 Minuten Fußweg vom Bahnhof Neuwied
Mit PKW Richtung Bahnhof und St. Elisabeth-Krankenhaus in Neuwied
Öffnungszeiten
Di. bis. Fr. 11-17 Uhr, Sa., So. und Feiertage 14-17 Uhr
Eintritt
Erwachsene 3 €, Ermäßigt 2 €, Samstags Eintritt frei
Alle Ausstellungsräume sind barrierefrei erreichbar
Haus Neitzert
Lindenallee 10, 57614 Steimel/Westerwald
Tel.: 02684-979395
Öffnungszeiten:
So. 14-17 Uhr und nach Vereinbarung